Yoga und Angst
Wer in den letzten Wochen einigermaßen aufmerksam die Welt um uns herum verfolgt, möchte wohl am Liebsten verzweifeln. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie haben wir nun ein halbes Jahr Krieg in der Ukraine, wirtschaftliche Verwerfungen allenthalben und am Horizont drohen die Gespenster Inflation, Rezession, Energiepreisschocks, Wohlstandsverlust und natürlich das Ende der uns bekannten Welt. Dann noch ein bisschen Klimakrise und Schmelzen der Gletscher dazu, ich glaube wir als Menschen haben fertig. Wirklich?!
|
|
|
|
|
Die Medien betreiben das Geschäft mit der Angst und in den „sozialen“ Medien wird dazu die Begleitmusik gespielt. Unser Part als Yogalehrer sollte eigentlich die Arbeit für einen 'Gesunden Körper und ruhigen Geist' sein, der sich nicht von Außen treiben lässt. Yoga als Energiequell gegen die lebensfeindlichen Einflüsse der Angst nutzen. Tun wir das? In letzter Zeit geht mir immer wieder ein Gedanke im Kopf herum: warum ist das Bild von Yoga mittlerweile so kompliziert, so verkopft und eigentlich lebensfern geworden? Geht es nur mir in meiner Wahrnehmung so?
Wenn ich mir die Yoga-Angebote in den Medien anschaue (... ich überspitze mal ein wenig ...): ohne Advanced-Immersions, Exklusive-Masterclasses oder mehrtägigen Retreats in fernen Ländern kratzt man offenbar nur an der Oberfläche und kann eigentlich nicht in die Fülle des Yoga eintauchen. Da gibt es mittlerweile Yogaangebote mit geomantischen Edelstein-Tanzseminaren, heiligen Wikinger-Runen-Workshops, Portaltag-Engels-Anrufungen bis hin zu hochpreisigen Selbsterfahrungs-Inner-Child-Healing-Journeys in Costa Rica. Und immer mit dem Hinweis: limitierte Plätze, nur noch 2 Tage mit 15% Rabatt zu buchen. Das musst du dir doch wert sein, unlock your true potential.
|
|
|
|
|
Hokus-Pokus und die Angst, etwas zu verpassen als Geschäftsmodell. Vielen Yogaübenden wird unterschwellig suggeriert dass die eigene kleine tägliche Praxis nicht mehr ausreichen würde, mit den Herausforderungen dieser Zeit Schritt zu halten.
In dem bunten Marketingflirren geht das Wesentliche leicht unter: die einfachen regelmäßigen Yogaklassen im Studio um die Ecke mit grundsolider Yoga-Arbeit. Moderate Aufwärm-Übungen, erprobte Asana-Sequenzen, dazu passend Mantren, Mudras, Atemführung, Achtsamkeitsübungen, Tiefenentspannung, Meditationen, Affirmationen - einfach die ganze Bandbreite an jahrtausendlangen erprobten yogischen Techniken ohne diesen Extra-Firlefanz, den viele als 'USP' obendrauf pfropfen.
Nach meiner Anmutung sind wir Yogalehrer in der aktuellen Zeit gefordert einfach wieder solide und unprätentiöse Arbeit zu leisten. Ansätze dazu sind Rückenschule, Meditationskurse, Achtsamkeitsübungen, Reise ins Innen anstatt nach Außen, Hüft- und Herzöffner, alles eingebunden in eine regelmäßige und moderate Übungspraxis. Das Ganze zu massentauglich bezahlbaren Preisen, gerne angereichert durch selbstlose Gaben der Schüler nach dem Dana-Prinzip. Wir Yogalehrende sind per se Dienstleister an der Gesellschaft und somit auch durchaus systemrelevant für die geistige und körperliche Gesundheit unserer Gesellschaft. Wenn wir unsere Arbeit und Angebote nicht niederschwellig und bezahlbar anbieten können, sondern nur noch solvente Eliten bedienen wollen, helfen wir unserer Gesellschaft nur bedingt.
|
|
|
|
|
Um nochmal auf die mediengeschürte Ängste einzugehen: alle Probleme unserer Zeit (Klimakrise, Wirtschaftskrise, Krieg, etc.) sind im Grunde menschengemacht und keine gottgegebene Plagen, auf die wir keinen Einfluss hätten. Also haben wir Menschen auch die Kraft und Macht diese wieder zu korrigieren - wir müssen nur wollen und uns dessen bewusst sein. Ist sicher nicht einfach und auch nicht bequem. Aber wenn wir mit Yoga und Meditation unsere wahren inneren Kräfte anzapfen können, schaffen wir das.
Dazu müssten wir aber erst mal einen ruhigen Geist bekommen, an Körper und Seele gesund sein und uns nicht so sehr vom Außen verunsichern lassen. Per se geht es uns nämlich immer noch sehr gut und wir haben die Aufgabe, in den aktuellen Schwierigkeiten auch die Chancen und den Weg durch diese Zeiten zu sehen – und diesen zu ergreifen. Mutig zu sein, nicht verzagt und halbherzig, sondern mental stark und stabil den Schwierigkeiten dieser Zeit entgegen zu stehen, das ist nach meiner Ansicht die Herausforderung dieser Zeit.
|
|
|
|
|
Und da wir Menschen Anpassungskünstler sind, werden wir natürlich auch bestehen können. Und wenn wir noch ein wenig solidarisch mit Nachbarn und Freunden sind, uns gegenseitig eine Hand reichen, werden wir mehr Schwierigkeiten überstehen können, als wir uns momentan ausmalen wollen.
Ich bin da ganz zuversichtlich, vertraue auf ein Universum der Fülle und meine / unsere Anpassungsfähigkeit. Und dafür mache ich morgens meine Rücken- und kleine Achtsamkeits-Übungen. Und da wollte ich mal ganz ausdrücklich all den Yogalehrer-KollegInnen ein fettes Lob, Dank und Anerkennung für die tägliche Arbeit aussprechen.
Das wichtigste Mantra im Yoga und Leben hat mir mein Lehrer Yogi Bhajan gegeben:
KEEP UP!
Und noch einen guten Rat dazu:
When life is shaky, stay calm!
Mit yogischen Herzensgrüßen
Licht und Segen sendet
Jürgen Laske und das ganze Bausinger Team |
|
|
Vera Z., 09.11.22 20:09
Lieber Herr Laske, vielen Dank für Ihre Worte, denen ich 100% zustimme, vor allem diesen Satz: ... alle Probleme unserer Zeit (Klimakrise, Wirtschaftskrise, Krieg, etc.) sind im Grunde menschengemacht und keine gottgegebene Plagen, auf die wir keinen Einfluss hätten. Also haben wir Menschen auch die Kraft und Macht diese wieder zu korrigieren Wir sollten vor allem beginnen in die Selbstverantwortung zu gehen u. vor allem als Yogalehrer Vorbild für unsere Schüler sein sollten u. entsprechend zu handeln In den letzten beiden Jahren hat die Mehrheit, auch Yogalehrer sie abgegeben u. sich auf die Meinung anderer verlassen. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit. Mit Herzensgrüßen, Vera Zillinger