Kinderyoga - für alle!

2023-05-30 15:58:00 / 0

Kinderyoga – für alle!

Hast du Stress? Brauchst du Yoga!

Yoga ist in unserer Gesellschaft angekommen. Wir wissen um die positiven Wirkungen, die uns die Einheit aus Bewegung, Entspannung, Atem und Innehalten schenkt. Darüber hinaus vermittelt Yoga Achtsamkeit und Werte und fördert somit Fähigkeiten wie Resilienz. Wenn bereits Kinder Yoga kennenlernen, ist das ein großer Schatz für sie.

Die Herausforderungen unserer Zeit hinterlassen Spuren bei unseren Kindern. Stress ist bereits bei Grundschülern weit verbreitet. Das zeigt eine bundesweite Befragung von fast 5.000 Kindern zwischen sieben und neun Jahren, die der Deutsche Kinderschutzbund in Auftrag gegeben hat. Leistungsdruck und ein herausfordernder Arbeitsalltag der Eltern sind nur zwei Gründe dafür.

Leider ist es so, dass viele Kinder, vor allem diejenigen, die am meisten von Yoga profitieren können, kaum Zugang dazu haben.

Ich habe mit vier ExpertInnen über das Thema Kinderyoga an Schulen und in Gemeinschaftsunterkünften gesprochen:

Sandra Walkenhorst, Diplom-Sozialpädagogin, (Kinder-) Yogalehrerin, Begründerin von Thai-Kinderyoga und Autorin: www.sandra-yoco.de

Constanze Hashemian, Gründerin und Geschäftsführerin vom Verein moment.mal e.V. in Berlin: www.moment-mal.org

Cornelia Brammen, Gründerin und geschäftsführende Vorständin vom Verein YOGAHILFT - Yoga für alle e.V. in Hamburg: www.yogahilft.com und

Florian Sprater, Yogalehrer und leidenschaftlicher Kinderyogalehrer aus München: www.govinda-yoga.de

Alle vier stecken viel Energie und Herzblut in eine gemeinsame Vision:

Dass Yoga einen festen Platz in Schulen erhält!

Warum ausgerechnet Yoga?

Für Sandra Walkenhorst ist das ganz klar: „Kinder SIND Yoga!“

Bereits vor 20 Jahren dachte sich Sandra „Yoga muss zu den Kindern“. Sie implementierte Yoga erst an einer Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, an der sie als Lehrerin tätig war. Danach fing sie an, ErzieherInnen und LehrerInnen weiterzubilden.

Heute sagt sie: „Damals musste sich schon etwas an den Schulen ändern, aber heute erst recht. Die Pandemie, der stetig wachsende Lehrermangel, die Klassengrößen, veraltete Schulgebäude und die Entwicklung hin zum Ganztages-Angebot verschärfen die Lage. Wir müssen die Resilienz von Kindern stärken. Wir müssen ihnen essenzielle Dinge beibringen, um ihnen ein glückliches Leben zu ermöglichen.“

Sie nimmt zwar wahr, dass es bereits einige RektorInnen gibt, die Yoga gegenüber offen sind, aber es fehle ein ganzheitliches Konzept dafür sowie eine adäquate Ausbildung der Lehrer.

Damit engagierte LehrerInnen etwas an die Hand bekommen, hat sie zusammen mit ihrer Kollegin Mona Bekteši ein neues Buch geschrieben: „Achtsamkeit und Entspannung in der Schule. Praktische Übungen für den Unterricht - Das 4-Wochen-Programm für alle Schulstufen“

Sandra möchte Lehrkräfte mit diesem Buch unterstützen, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen ohne großen Aufwand in den Schulalltag zu implementieren. Alleine fünf Minuten zwischendurch können den Kindern helfen, das eigene Stresslevel zu reduzieren und wieder mehr zu sich selbst zu finden.

Sandra unterrichtet nach wie vor sehr gerne Yoga, möchte aber wirksamer sein. Deshalb setzt sie sich für eine bessere Vernetzung der Kinderyoga-Szene ein. Ihre Meinung ist: „Wir müssen mehr werden, um etwas zu verändern!“

Sandra bringt ihre Expertise rund um Kinderyoga und Pädagogik immer wieder in Workshops ein. Zum Beispiel beim Verein moment.mal e.V., den sie fast von Beginn an unterstützt.

Moment mal! Lass mal schauen und spüren, was da los ist…

Constanze Hashemian, Gründerin von moment.mal ist sehr dankbar für Sandras Einsatz, denn ein guter und fundierter Onboarding-Workshop ist für die Kinderyoga-LehrerInnen, die für moment.mal in die Einrichtungen gehen, die Basis ihrer Arbeit und unglaublich wichtig und wertvoll.

moment.mal organisiert seit über drei Jahren soziale Yoga- und Achtsamkeitsprojekte in Berlin, die sich besonders an Kinder in herausfordernden Lebenslagen richten. PädagogInnen und Yoga-LehrerInnen unterrichten Kinderyoga in sozialen Einrichtungen, wie Gemeinschaftsunterkünften, Familienzentren und Schulen in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf. Außerdem bezieht der Verein die Bezugspersonen der Kinder mit ein, z.B. über Workshops und Weiterbildungen der pädagogischen Fachkräfte. Eltern werden mit speziellen Programmen für die Bedeutung von Achtsamkeit in der Erziehung sensibilisiert.

Quelle: moment.mal e.V.

Das wichtigste Merkmal von moment.mal ist das Unterrichten im Tandem. Eine Lehrkraft kann den Unterricht führen während die andere sich um etwaige Belange, Bedürfnisse und Konflikte der Kinder kümmern kann. Deshalb ist es auch so wichtig, weitere Yoga-LehrerInnen in Berlin zu finden.

Der Verein ist in den letzten Jahren stetig gewachsen und hat sein Konzept weiterentwickelt. Zum Angebot gehören mittlerweile auch Yogavideos, Gefühlskarten und ein Curriculum für Schulen „Kinder innerhalb von acht Wochen an Yoga und Achtsamkeit heranzuführen“.

moment.mal geht flexibel auf die Bedürfnisse der Einrichtungen ein. Was dabei jedoch wichtig ist? Die Langfristigkeit der Projekte. Sie müssen ein verlässliches Angebot für die Kinder darstellen.

moment.mal sieht sich als Gemeinschaft, in der sich alle gegenseitig weiterbilden und unterstützen. Werde auch du ein Teil davon. Was du alles tun kannst, erfährst du weiter unten.

Was moment.mal noch tun will? Sich stärker mit Gleichgesinnten vernetzen. Eine Idee ist, eine kleine Tagung zum Thema soziales Kinderyoga zu organisieren. Constanze sagt: „Es wäre schade, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht. Wir wollen alle das gleiche: Wir möchten dazu beitragen, dass sich Kinder ihrer einzigartigen Fähigkeiten und Stärken bewusst werden, und zu eigenständigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten heranwachsen können.“

Und damit hat sie Recht. Auch der Verein YOGAHILFT aus Hamburg verfolgt genau dieses Ziel mit seinem Programm PrÄViG – Prävention im Grundschulalter.

Katastrophengebiet Schule

Cornelia Brammen, Gründerin und geschäftsführende Vorständin von YOGAHILFT zeichnet ein düsteres Bild in Bezug auf unsere Grundschulen. „Aktuelle Studien wie das Schulbarometer, Untersuchungen zu Schulabbrüchen und zur mentalen Gesundheit von Kindern, speziell jenen aus psycho-ökonomisch benachteiligten Familien, zeichnen ein katastrophales Bild. Strukturell kann man das schon als Katastrophengebiet bezeichnen.“

Mit welchen Herausforderungen Schule und Kinder ein Jahr nach Corona kämpfen und welche Auswirkungen sich jetzt schon zeigen, darüber haben wir mit der engagierten Gründerin gesprochen.

Immer mehr Grundschulkinder kommen mit einem massiv belasteten Nervensystem zur Schule. Sie seien praktisch im Überlebensmodus und gar nicht in der Lage, Wissen aufzunehmen. Dem entgegenzuwirken, hat YOGAHILFT das Programm PrÄViG – Prävention im Grundschulalter ins Leben gerufen. Es unterstützt Kinder in Multiproblemlagen, in sich selbst Ruhe und Kraft zu finden, ein positives Körperbild und Vertrauen in die Zukunft zu entwickeln.

Lies das komplette, überaus interessante Interview mit Cornelia von YOGAHILFT auf unserem BLOG.

Zurzeit nehmen 110 Kinder in Hamburg wöchentlich über ein Schuljahr an PrÄViG teil. Es sollen aber viel mehr werden. Wie du YOGAHILFT unterstützen kannst, erzählen wir dir gleich.

PrÄViG wird wissenschaftlich begleitet. YOGAHILFT leistet diesen Aufwand, weil er wichtig ist. Wenn Studien belegen, dass solche Programme tatsächlich eine signifikante Wirkung auf die Kinder haben, dann kommen wir dem Ziel, Yoga strukturell in den Schulalltag zu integrieren, einen großen Schritt näher.

YOGAHILFT stellt am 23. Juni die PrÄViG-Studie auf einem großen Sportmedizin- und Gesundheitskongress in Hamburg vor. Wir sind gespannt.

Der Wichtigkeit von wissenschaftlichen Belegen misst auch Florian Sprater eine große Bedeutung bei.

Mal ganz runterkommen

Das Herzensthema des bekannten Kinderyoga-Lehrers Florian Sprater ist Yoga Nidra für Kinder.

Er unterrichtet seit vielen Jahren Yoga an Schulen und in Kitas und stellt fest, dass es für Kinder sehr schwierig ist, ihre Emotionen wahrzunehmen und zu artikulieren.

Wenn er Kinder fragt, wie es ihnen geht, gibt es zwei Gemütszustände. Der eine ist „gut“ und der andere ist „ich bin müde“. Die Frage nach dem richtigen Werkzeug für dieses Dilemma, hat ihn zu Yoga Nidra gebracht.

Also hat er mehrere Yoga Nidra-Reisen für Kinder konzipiert – angepasst auf den Bedarf von Kindern. Sie sind etwas kürzer und in kindgerechte Beschreibungen gepackt. Damit hat er sehr gute Erfahrungen gesammelt.

Deshalb startet er jetzt mit einer kleinen Studie, um herauszufinden, wie Yoga Nidra tatsächlich auf Kinder wirkt. Geplant ist eine Kontrollgruppe, die nur Kinderyoga macht (ohne Tiefenentspannung – primär Bewegung) und eine Gruppe, die zusätzlich Yoga Nidra praktiziert. Es soll ausgewertet werden, wie sich die Entspannung und die Wahrnehmung der eigenen Gefühle sowie auch das Wahrnehmen der Gefühle anderer Menschen verändert.

Die Yoga Nidra Reisen für Kinder sind auf allen Streaming-Plattformen verfügbar, auch auf Spotify.

Florian hat bereits viele Kinderyogaartikel entwickelt, um den pädagogischen Fachkräften und Eltern das Weiterführen der Yoga- und Achtsamkeitsübungen zu erleichtern. Viele seiner Artikel finden sich bei uns im SHOP.

Was sich Florian, außer „Yoga als Teil der Schule“ wünscht, ist eine Wertschätzung gegenüber Lehrenden, und das auch finanziell. PädagogInnen, Yoga-LehrerInnen, aber auch Aushilfen im Bildungswesen müssen eine Anerkennung auf der materiellen Ebene erhalten. Aber die Fördermittel für gut ausgebildete Fachexperten sind rar.

Allgemein ist die Finanzierung der sozialen Kinderyoga-Projekte schwierig. Deshalb sind die Vereine auch auf jede Hilfe angewiesen.

Yoga hilft – ich auch!

Was kannst du tun?

Wenn du in Berlin wohnst und Kinderyoga-LehrerIn bist, melde dich bei moment.mal

Wenn du in Hamburg lebst und Kinderyoga-LehrerIn bist, melde dich bei YOGAHILFT

Wenn du Yoga-LehrerIn bist und eine Spenden-Class für einen der beiden Vereine geben möchtest, ist die Freude groß.

Ansonsten, kannst du spenden:

moment.mal Spenden

YOGAHILFT Spenden

Was machen wir? Wir spenden im Juni je einen Euro pro Einkauf im BAUSINGER Online-Shop an YOGAHILFT.

Welche Kompetenzen braucht man als Kinderyoga-LehrerIn im sozialen Raum?

Da sind sich alle vier Experten einig.

Es braucht Offenheit, Liebe und Empathie: Neugier auf Menschen und ein großes Herz für Kinder.
Flexibilität: Mit einem fertigen Stundenbild in den Unterricht zu gehen ist absurd. Es kommt immer anders als geplant.
Ganz wichtig ist das richtige Menschenbild: Jede und jeder sollte den Kindern auf Augenhöhe begegnen und sie nie in Schubladen stecken. Man sollte die Schubladen nicht mal aufmachen.
Man sollte ein Grundverständnis von Pädagogik und Entwicklungspsychologie haben.
Man sollte die Bereitschaft haben, neu zu lernen und auch die Zeit dafür aufzuwenden und dies verlässlich (auf mindestens ein Jahr).
Wenn die Kinder Herausforderungen mitbringen, sollte man in diesem Bereich geschult sein und wissen, wie man mit bestimmten Verhaltensweisen umgeht.
Man sollte frusttolelerant sein, um seine eignen Trigger wissen und
Spaß und Leidenschaft an der Sache mitbringen.

Was muss sich tun, damit Yoga in Schulen eine Chance hat?

Wir müssen den Erfolgsdruck in der Schule kritisch hinterfragen und den Fokus auf Talente und Potentiale richten, statt auf Defizite.

Der Schulunterricht muss sich daran messen lassen, ob er relevant für die SchülerInnen ist.

Wir müssen Fächer miteinander kombinieren – zu übergeordneten Einheiten und Projekten. Für dieses Projektlernen müssen wir außerschulische Experten dazu holen, wie z.B. Kinderyogalehrende. Sie haben eine fundierte Ausbildung und viel Erfahrung. Dieses Wissen sollte dorthin, wo die Kinder sind.

Und wir dürfen junge, motivierte LehrerInnen nicht verheizen. Wir müssen sie stärken.

Florian hat es schön formuliert:

"Wenn wir als Lobby für Kindergesundheit auftreten (mit Studien – wie der von PrÄViG zu Rahmenbedingungen für strukturelles Kinderyoga oder auch unsere Studie zu Yoga Nidra), dann können wir nachhaltig etwas verändern. Wenn wir pragmatische Gründe vorlegen können, warum Yoga, warum Kindergesundheit so wichtig ist (Senkung der Krankenquoten, besseres Abschneiden in der Pisa-Studie…), dann habe ich ein gutes Gefühl.“

Helft mit, die Welt ein bisschen besser zu machen.

Wir, für unseren Teil, bleiben dran. Versprochen!

Mit yogischen Herzensgrüßen

Sabrina Kleiner

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