Ein Dilemma in fünf Akten
Prolog
Wer uns kennt, weiß wie ernst wir unsere Verantwortung nehmen, die wir uns mit den Werten BIO, FAIR und NAH selbst auferlegt haben. Unser Augenmerk richtet sich auf die Lieferkette mit den verwendeten Rohstoffen, die Herstellung, den Energieverbrauch, die Transportwege und die Arbeitsbedingungen, unter denen unsere Produkte gefertigt werden.
Eine Aufgabe, die nicht immer einfach ist. Wenn wieder ein Produkt sich ohne Verlust von Funktion und Attraktivität als nachhaltig im Sinne unserer Philosophie einordnen lässt, ist es ein Erfolg. Auch wenn dies inzwischen für die meisten unserer Produkte gilt, haben wir noch ein paar „schwarze Schafe“. Von einem, das uns besonders herausfordert, handelt diese Geschichte.
1. Akt: Die Yogatasche made in Stuttgart
Mein morgendlicher Gang führt mich meist erst durchs Lager. Während ich die Jungs zwischen den Regalen und an den Schneide- und Verpackungstischen grüße, bemerke ich diesen angenehmen Geruch nach Papier. Ein Nebeneffekt der Umstellung unserer Verpackung von Plastikfolie auf Papier. Das war und ist kein leichter Prozess, da sich nicht alle Produkte gut mit Papier schützen lassen. Doch das ist heute nicht unser Thema.
Ich stehe vor den Regalen mit unseren Yogataschen. Natur, farbig, groß, klein, mit und ohne Applikationen, aus verschiedenen natürlichen Materialien, hergestellt vielfach in unserer oder einer befreundeten Manufaktur. Direkt daneben strahlen sie mich an – unsere „schwarzen Schafe“, die Yogataschen namens Vario und Nylon. Sie strahlen zurecht. Sie sind überaus beliebt bei unseren Wollmatten-Kunden. Keine vergleichbare Yogatasche in Bezug auf Funktionalität und Passform für Schurwoll-Yogamatten ist auf dem Markt zu finden.
Peter Bader, der frühere Inhaber von Bausinger, entwickelte die Yogatasche in Zusammenarbeit mit einem Stuttgarter Taschenproduzenten vor 20 Jahren. Eine gelungene lokale Kooperation, ganz im Sinne der damals schon angestrebten Regionalität.
2. Akt: Die Yogatasche made in „du weißt schon wo“
Du ahnst es sicher – es kam wie es kommen musste. Vor einigen Jahren verlagerte unser Taschenproduzent, wie all die anderen Taschenhersteller, seine Produktion nach Asien. Ade Regionalität, ade Transparenz, ade Einflussnahme auf all die Aspekte unserer Philosophie.
Für ein paar Jahre setzten wir unser Vertrauen auf die Aussagen und Zertifikate, die uns von Lieferantenseite erreichten und steckten unsere Energien bevorzugt in die Nachhaltigkeits-Prozesse unseres Unternehmens und anderer Produktgruppen.
Die Dialoge mit Herstellern aus dem Outdoor-Bereich mit Produkten wie Rucksäcke und Zelte, die mit dem Label „nachhaltig“ am Markt auftreten, bestätigten unsere Erfahrungen. Die „Nylons“ kommen alle aus Asien. Für uns nicht wirklich zufriedenstellend, aber was für eine Wahl haben wir?
3 . Akt: Goodbye Yogatasche Vario
Im Jahr 2021 herrschte bei uns trotz Corona eine gewisse Aufbruchstimmung. Auch wenn das Geschäft stagnierte, lassen wir uns nicht unterkriegen. Unsere Phantasie und unsere Kreativität im unternehmerischen Handeln kann die „Coronastimmung“ nicht trüben. Wir setzen auf die neu eingestellten Textilspezialistinnen unserer Manufaktur, entwickeln neue Produkte, Prototypen entstehen, manches wird umgesetzt, anderes zurückgestellt. In dieses Szenario platzt eine ganz pragmatische Frage von Peter, der unseren Einkauf verantwortet:
„Was machen wir mit den Nylon Yogataschen? Ich sollte die nächste Bestellung platzieren. Es geht wie üblich um eine größere Liefercharge.“
Ein Blick ins Lager zeigte, dass wir zwar noch Bestände haben, aber passen Kunststoff-Yogataschen zur Nachhaltigkeit? Beseelt von der vorherrschenden Kreativität und dem Wunsch, den „schwarzen Schafen“ endlich den Weg zum Ausgang zu zeigen, beschließen wir, die Order vorerst zurückzuhalten und der Eigenentwicklung der Yogataschen neben einer erneuten Eruierung des Marktes den Vorzug zu geben.
4. Akt: Hello Yogatasche Canvas, Bio-Baumwolle, Bienenwachs, Recycling?
Der erste Versuch mit einem tschechischen Hersteller, der eine sehr robuste und schöne Yogatasche aus Canvas für uns fertigte, scheiterte an der Preisdifferenz zu der Nylon Yogatasche. Unser Versuch über eine signifikante Erhöhung der Bestellmenge einen besseren Einkaufspreis zu erzielen, war nicht von Erfolg beschienen.
Wir suchen also weiter nach geeigneten europäischen Alternativen – Recycling-Materialien, mit Bienenwachs beschichtete Baumwolle, LKW-Planen, Werbebanner, Segeltuche... Vieles klingt im ersten Moment vielversprechend, doch bei allen Bemühungen stellt sich heraus, dass die Produktion entweder zu teuer, nur in einer für uns utopischen Stückzahl umsetzbar oder schlichtweg, aufgrund von fehlenden geeigneten Maschinen, in Europa gar nicht realisierbar ist.
„So lautet der Beschluss, dass sich etwas ändern muss.“
Seit einiger Zeit produzieren wir für unsere Schurwollmatten einfache Yogataschen aus Biobaumwolle in unserer Manufaktur. Diese sind uns wirklich gut gelungen und stehen mit ihrem marktgerechten Preis nicht im Abseits. Aber wie zu erwarten und leider auch häufig Kundenargument, kann eine noch so nachhaltig produzierte, schöne und funktionelle Yogatasche einen elementaren Vorteil der Polyester-Taschen nicht ersetzen – den Schutz vor Nässe und die Leichtigkeit der Pflege.
5. Akt: Quo vadis Yogatasche Vario?
Die Nachfrage nach unseren bewährten Nylon- und Vario- Yogataschen ist ungebrochen, aber der Bestand neigt sich dem Ende zu, einige Größen sind bereits vergriffen. Wir bekommen vermehrt Anrufe und E-Mails mit dem Wunsch, die Nylon-Yogataschen wieder ins Sortiment aufzunehmen.
„Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor“
Als Produzent, Händler und Manufaktur wollen und müssen wir Verantwortung für unsere Produkte übernehmen, dürfen aber auch die Erwartungen und Kundenwünsche nicht außer Acht lassen. Hier stehen sich, vereinfacht gesagt, Funktion und Vision gegenüber. Wenn die Yogatasche wasserabweisend sein soll, muss ein Kunststoff verwendet werden. Dieser wird fast zu 100 Prozent in Asien produziert und weiterverarbeitet. Wir als kleiner Player können an dieser globalisierten Infrastruktur fast nichts ändern und die Stückzahlen, die für eine nachhaltige und finanziell tragbare Produktion in Europa nötig wären, können wir nicht abnehmen. Quo vadis Yogatasche Vario? Wir werden sehen. Darauf kannst du dich verlassen!
Epilog
Was tun steht nun im Raum,
die nächste Sitzung vor der Tür.
Die richtige Entscheidung treffen, wer ist dafür?
Du kannst helfen, gib uns dein Wort,
als Email, am Telefon oder auch vor Ort.
Die Suche nach der perfekten Yogatasche
Diesen Newsletter möchten wir nutzen, ganz im Sinne der Gemeinwohl-Ökonomie unter dem Aspekt der Transparenz und Mitbestimmung der Kunden, deine Meinung einzuholen. Was ist dir an einer Yogatasche für Schurwollmatten wichtig?
Ist es
- die ökologische Nachhaltigkeit und Beschränkung auf organische Materialien?
- ein wasserabweisendes und robustes Material, zur Not eben nicht fossilfrei?
- der Preis?
- ein komfortables (gepolstertes) Tragesystem?
- oder das Design?
Und wofür nutzt du die Yogatasche? Für den Transport deiner Yogamatte mit
- dem Auto?
- den öffentlichen Verkehrsmitteln?
- dem Fahrrad?
- oder zu Fuß?
Hilf uns zu verstehen, wo unsere Reise einer gebrauchstauglichen, langlebigen und möglichst nachhaltigen Yogatasche hingehen soll und schreib uns eine E-Mail an jl@bausinger oder einen Kommentar direkt unter diesen Artikel. Jedes Feedback gibt uns einen wichtigen Impuls und zählt! Vielen Dank schon jetzt für deine Hilfe.
Licht und Segen sendet
Jürgen Laske und das ganze Bausinger Team
Britta Z., 05.02.23 13:16
Hallo zusammen, auch ich nutze die Nylon-Tasche, weil sie sehr praktisch und eban auch wasserabweisend ist. Meistens transportiere ich sie allerdings im Auto und ein kurzes Stück zu Fuß. Sollte ich neue neue benötigen, wäre es für mich sehr wichtig, dass sie nachhaltig und fair hergestellt wird. Wichtig wären mir gepolsterte Trageriemen. Ich würde auf jeden Fall ökologische und organische Materialien bevorzugen, auch wenn die Tasche dann nicht mehr wasserabweisend sein sollte. Ebenso wäre ich bereit, dafür dann einen höheren Preis zu zahlen. Ich habe die Tasche in der Regel ja auch lange Zeit in Gebrauch. Viele Grüße Britta Zimmermann