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Black Friday und Werbepsychologie

Bausinger Yogamanufaktur
2022-11-28 22:08:00 / Stories / Kommentare 0
Black Friday und Werbepsychologie - Black Friday und Werbepsychologie

Black Friday - die Spitze des Eisberges

Wer dieser Tage online unterwegs ist, kann sich ihm nicht entziehen – dem Black Friday! Ständig ploppen die Meldungen auf: Black Friday Sale / noch 2 Tage bis zum … / dein Black Friday Angebot und weitere. Es wird dir unmissverständlich klar gemacht: Jetzt oder nie! Und mal Hand aufs Herz – hast du dich nicht auch schon dabei ertappt: nur mal schauen/ klicken und schwupps, da bist du schon MitspielerIn im groß angelegten Marketing-Theater Namens Black Friday.

Es ist unschwer zu merken – wir sind keine Protagonisten dieses alle Jahre wiederaufgeführten Theaterstücks, wollen es nicht sein und können es doch nicht ignorieren. Ein Telefonat wie es im Laufe eines Jahres immer wieder geführt wird aber zu „Black Friday“ vermehrt vorkommt:

„ am Freitag ist ja Black Friday und ich wollte mal nachfragen ob ich da als Yogalehrer nicht auch Zusatzrabatte bekommen kann. Andere Händler bieten das an - ich muss ja auch aufs Geld achten. Da wollte ich einfach mal fragen“.

Natürlich könnte ich dem Gegenüber jetzt erklären, dass wir als GWÖ-bilanzierendes Unternehmen unter anderem eine Ethik-Charta für den Umgang mit unseren Kunden geschrieben haben und diese u.a. beinhaltet, dass wir auf unethische und fragwürdige Werbemaßnahmen verzichten. Damit wäre ich moralisch „aus dem Schneider“. Aber so leicht will ich es mir nicht machen und versuche es einfach mit der kaufmännischen Realität und antworte:

„Wir sitzen beide im selben Boot – wir müssen aufs Geld achten. Wir können allerdings nur etwas verschenken, das wir übrig haben. Wir kalkulieren unsere Verkaufspreise so, dass Fertigungs- und Entstehungskosten abgedeckt, Steuern, Abgaben, Miete und Mitarbeiter bezahlt sind und darüber hinaus im günstigsten Fall ein kleiner Unternehmensgewinn entsteht, der die Zukunft von Bausinger sichert. Was schlagen Sie vor, an welcher Stelle ich das Geld für einen Sonderrabatt abzweigen soll?“

Mit einem „Wie machen das denn die anderen“ und ähnlichen Fragen setzt sich das Gespräch fort, bevor wir mit einem freundlichen, wertschätzenden Dialog über Produkterfahrungen und Kundenzufriedenheit das Gespräch zu einem positiven Ende führen.

Man sieht, ganz so einfach ist es nicht, sich diesem Marketing-Tsunami zu entziehen. Grund genug, mich heute mal dem Thema Werbepsychologie anzunähern.

Zunächst zum „Black Friday“, der Spitze des Eisbergs, der sich FOMO nennt:
FOMO ist Abkürzung von „Fear of missing out", also „die Angst, etwas zu verpassen“. FOMO dient als Grundlage für all die Black-Friday-Aktionen. Niemand möchte das günstigste Angebot verpassen. Und manche Händler schüren FOMO zusätzlich durch die Gestaltung ihrer Webseiten. Da werden durch ablaufende Balken sinkende Lagerbestände vorgegaukelt und durch Countdowns Zeitdruck aufgebaut. Aber auch außerhalb von Black Friday gründen auf FOMO ganzjährig Sonderangebote und Werbeaktionen.

Worauf die Werbepsychologie dabei setzt?

 

Überlebenswillen

Warum sind viele Menschen so empfänglich für Rabatte, Schnäppchen und Gelegenheiten? Es liegt in unseren Genen. Es ist ein Wesenselement unseres Unterbewusstseins und die Wurzeln dafür sind offensichtlich evolutionär bedingt. Als wir als Frühmenschen mit dem Säbelzahntiger kämpften, war es überlebenswichtig, vorsichtig zu sein und gleichzeitig schnell Gelegenheiten zu nutzen. Schnelligkeit und das maximale Ausnutzen der knappen Ressourcen Nahrung oder Sicherheit waren Überlebensgaranten. Der damit verbundene Drang zu schnellen Entscheidungen pro eigenem Vorteil wurde weitervererbt. Und genau das findet sich wieder in einem hohen Aufmerksamkeitsgrad für (scheinbar) Besonderes, Herausgehobenes und Außergewöhnliches.

Mangeldenken

Die Angst etwas zu verpassen ist auch ein Wesensmerkmal des Mangeldenkens und wird von der Werbeindustrie und den Marketingstrategen bewusst eingesetzt. Strategisch herbeigeführte oder vorgetäuschte Verknappung des Angebotes oder elitäre Preispolitik (das gibt es nur für besondere Menschen – ergo du bist etwas besonderes, wenn du es kaufst) zielen konsequent auf die Befindlichkeit des Mangeldenkens ab.

Arterhalt

Sex Sells. Auch dieses Werbeprinzip findet seinen Ursprung in unseren Genen: der Fortbestand unserer Art und der Drang nach Reproduktion ist genetisch fest verankert. Hierbei sind Frauen das dominierende Geschlecht - sie sind die Hüterinnen der Eizellen und je jünger und vitaler eine Frau ist, desto eher ist sie für Weitervererbung des Genpools dienlich und erscheint attraktiver. Der Jugendwahn und das Hervorstellen der sexuellen Attraktivität bedienen daher auch unterschwellig unser Unterbewusstsein und unsere biologische Aufgabe der Arterhaltung. Darauf lässt sich Werbung aufbauen. Übrigens ist das auch ganz pragmatisch messbar: vergleichbare Zeitschriften, die auf ihren Covern auf Abbildungen von jungen Frauen verzichten, werden rund 30 % weniger gekauft. Und als wir uns vor zwei Jahren entschieden, auf der Titelseite unseres Kataloges statt einer Frau einen Mann abzubilden, gingen dem durchaus kontroverse Diskussionen voraus.

Bewusste Kaufentscheidungen

Aber wie geht das nun mit den bewussten Kaufentscheidungen? Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wollen wir den überbordenden Konsum auf das Notwendige reduzieren, um die Schäden für die Umwelt und Ressourcen so gering wie möglich zu halten. Reduce - Reuse - Recycle sind da die Stichworte für eine Konsumwelt auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Das gesellschaftlich akzeptierte 'grüne Gewissen' will bedient werden, eben weil wir erkannt haben, dass Konsum auf Kosten der Umwelt der Zukunft unserer Nachkommen schadet. Also werden immer mehr Produkte und Dienstleistungen mit 'grünen Argumenten' versehen: fair, nachhaltig und bio, gerne unterfüttert mit diversen Siegeln. Die Nachhaltigkeit wird nicht mehr im Detail hinterfragt, sondern beim Nennen von 'Buzz-Words' und dem Anzeigen von Siegeln als Gegeben vorausgesetzt, die Verantwortung dafür auf die Hersteller & Händler übertragen.

Transparenz

Und hier kommt der Punkt, der für uns als nachhaltig handelndes Unternehmen entscheidend ist: jeder Kunde und Konsument sollte die Chance haben, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können. Dafür dient die Transparenz nach dem Woher, Wie und Warum von Produkten. Wir bilden Produktionsumstände ab und geben verantwortlichen Menschen ein Gesicht. Daran sollten Sie uns messen. Hier lassen wir uns fordern und sind für alle Fragen und Anregungen offen. Ihr Vertrauen ist das wichtigste Kapital in unserem Business.

Auf jeden Fall freue ich mich über etwas Feedback, gerne via E-Mail direkt an jl@bausinger.de


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